Montag, 10. Mai 2010

8.5.2010 - Die Geburt

Samstag morgen, 66. Trächtigkeitstag, gegen 7.00h: meine Tierärztin, die ich per Telefonanruf gerade aus dem Bett geworfen habe, schickt mich in die Tierklinik Norderstedt. Die am Vorabend begonnene Geburt will nicht so richtig vorwärts gehen.
Leider gibt es noch mehr Notfälle, weshalb wir erst einmal warten müssen. Nach einem kleinen Spaziergang sitze ich im Wartezimmer, als plötzlich die Wehen losgehen. Wir ziehen sofort um in den Ultraschallraum, mit einer Decke und vielen Handtüchern. Um 10.00h „fällt“ der erste Welpe, eine Hündin, geradezu aus Summer raus und vier Menschen schauen zu. Für den Azubi ist es die erste Hundegeburt live und sie weicht uns garnicht mehr von der Seite.
Summer ist völlig gelassen und nimmt die Hilfe der ihr völlig fremden Personen gerne an. Wir warten noch eine Weile ab und ich beschließe, nachhause zu fahren (was leider um diese Uhrzeit ca. 40 Minuten dauert). Als ich zuhause Summer aus dem Kofferraum holen will, fällt gerade der zweite Welpe, wieder eine Hündin. Die beiden Hündinnen sind sehr vital und energisch und beziehen samt Mutter sofort das Welpenzimmer. Danach presst Summer drei Stunden erfolglos bis zur totalen Erschöpfung. Als ich im Geburtskanal mich langsam durchtaste, kann ich nur eine kleine Rute fühlen, sonst nichts. Beckenendlage also. Meine Tierärztin kommt, da ist der Welpe noch ein Stück weiter gekommen. Sie bekommt ein Hinterbeinchen zu fassen und zieht bei der nächsten Wehe beherzt nach draussen. Eigentlich rechnet nach dieser langen Zeit niemand mehr mit einem lebenden Welpen, aber „Madame aubergine“ (wg. der Farbe ihres Bändchens) kräht sofort munter los und stürmt energisch zu den Zitzen. Das erste Wunder des heutigen Tages.
Meine Tierärztin lässt mir verschiedene Utensilien da, falls nochmals geholfen werden muß und sie nicht erreichbar ist. Summer fällt in einen Tiefschlaf und wacht erst eine Stunde später mit Wehen auf. Aber sie ist immer noch so erschöpft, dass sie nicht einmal mitbekommt, dass ein weiterer Welpe quasi aus ihr rausrutscht. Er ist leider tot, der erste tote Welpe in meiner 13-jährigen Zeit als Züchterin.
Danach geht garnichts mehr. Summer presst und presst und presst, aber es will sich einfach kein Welpe im Geburtskanal einstellen. Alle halbe Stunde kontrolliere ich innerlich, wie weit sie ist, bis ich entschließe, dass wir ein zweites Mal nach Norderstedt aufbrechen. Es ist ein Alptraum, Summer ist völlig erschöpft und ich bin der Meinung, dass auch der nächste Welpe, vielleicht auch alle weiteren, tot sein könnten und deshalb bei der Geburt nicht mithelfen.
Mein Wunsch ist es jetzt nur noch, Summer von dieser Strapaze zu erlösen und alle per Kaiserschnitt rausholen zu lassen. Der Ultraschall verschafft auch keine wirkliche Klarheit, evtl. schlagen noch ein bis zwei kleine Herzen.
Der Chirurg, Prof. Dr. Nickel, muß erst gerufen werden und eine Stunde später geben wir Summer an der OP-Tür ab. In diesem Moment scheint sie zu spüren, dass ihr hinter dieser Tür geholfen wird (ich weiß, das klingt jetzt kitschig, aber so kam es mir vor). Volker und ich setzen uns in das dazugehörige Wartezimmer und kurze Zeit später glaube ich, Welpengeschrei aus dem OP zu hören. Durch die Glastür kann ich die Helferin sehen, die sehr professionell einen Welpen ins Leben holt und die Assistenzärztin kommt ständig mit einem weiteren Bündel hinter der Wand hervor. Und alle leben! Für mich ist das ein ganz ergreifender Augenblick, gerade weil ich damit nicht mehr gerechnet habe. Fünfmal lautstarker Protest aus dem OP, alle sind gesund und werden, nach dem Abnabeln und Trockenreiben direkt unter die Wärmelampe gelegt. Sie sind so aktiv, dass einer von ihnen fast über die ziemlich hohe Wand der Schale klettert, aber im letzten Moment von der Helferin noch aufgehalten werden kann.



Jetzt bleibt nur noch die Hoffnung, dass es Summer gut gehen möge. Sie wird mit einer schonenden, intrakutanen Naht wieder zugenäht und bald schon liegt sie, etwas benommen noch, bei uns im Wartezimmer. Die Welpen bekommen wir in einem Korb gleich dazu, ebenso die Wärmelampe. Ich habe ständig damit zu tun, sie in der Schale zu halten, weil sie natürlich zu ihrer Mutter und vor allem zur Milch wollen. 45 Minuten später ist das dann auch soweit und wir halten Summer den ersten Welpen vor die Nase. Sie zeigt freundliches Interesse, aber zu mehr ist sie in dem Zustand nicht fähig. Ich lege den ersten Welpen an und als sie sich nicht wehrt, lege ich alle anderen dazu. Nur die drei zuhause-geborenen müssen noch warten, aber sie wurden ja schon den ganzen Tag versorgt. Inzwischen ist es 23.45h und mir fällt auf, dass ich heute nur ein halbes Brötchen gegessen, dafür aber mindestens zwei Liter Kaffee getrunken habe.
Um 0.30h sind wir wieder zuhause, mit allen Welpen und Summer, die zwar wacklig, aber schon wieder laufen kann. Zuhause beginnt sie auch sofort mit der Versorgung ihrer Welpen und putzt erst einmal alle durch.
Die Entscheidung für den Kaiserschnitt und vor allem für die Tierklinik Norderstedt war die einzig Richtige und ich danke dem Notfall-Team von Prof. Dr. Nickel, seiner Assitenzärztin (deren Namne ich leider nicht mehr weiß), sowie der sehr fähigen Helferin für ihren Einsatz. Und natürlich meiner Tierärztin, Dr. von Ahnen, die eigentlich auch ein Recht auf ihr Wochenende hat, aber trotzdem für meine Würfe in den letzten Jahren rund um die Uhr einsatzbereit war.
Und noch Christiane in Berlin, die eine Hündin aus diesem Wurf bekommt und mich in den letzten Tagen immer mit ihrer fachlichen Kompetenz als Tierärztin telefonisch beraten hat. Danke.
Und man kann nicht behaupten, wir würden die Welpen nicht gut sozialisieren: Autofahren und Tierarztbesuch kennen sie nun schon...........

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